Der indische Motorradgigant Bajaj Auto hat große Pläne zur Senkung der Kosten und des Personalbestands bei KTM, dem bekannten österreichischen Motorradhersteller, bekannt gegeben, da er dem Abschluss der vollständigen Übernahme des Unternehmens näher kommt.

In einem Interview mit CNBC TV18 sagte Rajiv Bajaj, Geschäftsführer von Bajaj Auto, dass das Unternehmen plant, die Ausgaben in mehreren Abteilungen, darunter Forschung und Entwicklung, Marketing, Rennsport und Verwaltung, um mehr als die Hälfte zu senken.

"Wir sehen eine klare Chance, die Gemeinkosten um über 50 Prozent zu senken. Das wird viele Bereiche betreffen, einschließlich des Motorsports und der MotoGP-Teams von KTM und Tech3", sagte Bajaj.

Er erklärte, dass die Belegschaft von KTM bereits von rund 6.000 auf 4.000 Mitarbeiter reduziert wurde, aber selbst diese Zahl wurde noch als zu hoch angesehen. Überraschenderweise sind etwa 3.000 dieser Mitarbeiter im Büro tätig, während nur 1.000 in der Fabrik arbeiten und die Motorräder bauen.

Bajaj deutete an, dass künftige Stellenstreichungen vor allem die Angestellten und nicht die Arbeiter in der Produktion betreffen würden, und verglich die Situation mit dem, was Mark Zuckerberg einmal über Manager sagte, die Manager verwalten, und kritisierte den Grad der Bürokratie, der sich bei KTM entwickelt habe.

Rajiv Bajaj äußerte sich offen über die frühere Führung von KTM, vermied es aber, einzelne Personen zu nennen. Er deutete jedoch an, dass der ehemalige Mehrheitsaktionär Stefan Pierer einen Großteil der Verantwortung für die jüngsten finanziellen Probleme von KTM trägt.

Er sagte, dass der Niedergang des Unternehmens überraschend schnell erfolgte und machte dafür vor allem die Gier der Unternehmen verantwortlich.

"Mein erster Management-Lehrer hat mir einmal gesagt, dass Firmengier der Hauptgrund für das Scheitern von Unternehmen ist", sagte Bajaj, "ich habe das im letzten Jahr bei KTM gesehen."

Er erklärte, dass es drei Hauptarten von Gier gab, die zu den Problemen von KTM führten:

1. Operative Gier - es wurden weit mehr Motorräder produziert, als der Markt nach dem Abklingen des COVID-19-Booms verkaufen konnte. Dies führte dazu, dass die Händler weltweit über ein Jahr lang unverkaufte Lagerbestände hatten.
2. Strategische Gier - Expansion in Bereiche, die wenig Sinn machten, wie z. B. Elektrofahrräder, was das Unternehmen überforderte.
3. Gier in der Unternehmensführung - schlechte Entscheidungsfindung an der Spitze, wobei einige Maßnahmen ohne angemessene Kommunikation oder Zustimmung von Partnern wie Bajaj getroffen wurden.

Diese Fehler, so Bajaj, hätten KTM innerhalb weniger Monate in die Insolvenz getrieben.
Obwohl Bajaj Auto viele Jahre lang ein Minderheitspartner von KTM war, gab er zu, dass sie zwar Teil des Unternehmens waren, aber nicht die Macht hatten, diese riskanten Entscheidungen zu verhindern.

Doch trotz der aktuellen Schwierigkeiten bleibt Bajaj zuversichtlich, was die Zukunft von KTM betrifft. Er sagte, dass die meisten der alten Führungskräfte, die für die Probleme verantwortlich waren, das Unternehmen bereits verlassen haben, und dass nun ein neues, fähiges Führungsteam im Amt ist.

"Das war kein Problem, das von den regulären Mitarbeitern von KTM verursacht wurde", sagte er, "es wurde von der ehemaligen Führungsspitze verursacht, und die meisten von ihnen sind nicht mehr da."

Er fügte hinzu, dass das neue Managementteam, das von einem neuen Chief Financial Officer (CFO) und Chief Human Resources Officer (CHRO) angeführt wird, sowohl erfahrene KTM-Mitarbeiter als auch talentierte Neueinsteiger umfasst. Lediglich eine Schlüsselposition ist noch offen, die in Kürze besetzt wird.

Bajaj Auto hat bereits in mehreren Runden finanzielle Unterstützung geleistet, um KTM am Laufen zu halten. Während das indische Unternehmen die österreichische Marke nun effektiv kontrolliert, wartet es noch auf die endgültige Genehmigung der Europäischen Kommission, um die Übernahme offiziell abzuschließen.

Sobald der Prozess abgeschlossen ist, hofft Bajaj, KTM zu einem effizienteren Unternehmen umbauen zu können.